GI

Peter Holleczek (Hrsg.)

PEARL 99

Multimedia und Automatisierung

Workshop über Realzeitsysteme

Fachtagung der GI-Fachgruppe 4.4.2
Echtzeitprogrammierung, PEARL
Boppard, 25./26. November 1999


Peter Holleczek
Regionales Rechenzentrum
der Universität Erlangen-Nürnberg Martensstr. 1, D-91058 Erlangen


Programmkomitee

R. BaranHamburg
W. GerthHannover
W.A. HalangHagen
H. Kaltenhäuser  Hamburg
K. MangoldKonstanz
H. RzehakMünchen
D. SauterMünchen
B. ScherffViersen
G. ThieleBremen
H. WindauerLüneburg



Vorwort

Bei der Wahl des Schwerpunktthemas für den diesjährigen Workshop hatte es das Redaktionskomitee nicht besonders schwer. Nicht etwa das kommende Millenium mit all den befürchteten und ungeahnten Effekten hat das Rennen gemacht. Über dieses Thema sind in den letzten Monaten viele Szenarien entwickelt worden, denen die FG nicht noch ein weiteres hinzufügen wollte, auch wenn das Gebiet der Echtzeitverarbeitung in diesem Zusammenhang eines der kritischsten überhaupt sein dürfte. Nein: hier dürfte eher eine nachträgliche Analyse angebracht sein. Die Wahl fiel stattdessen auf 'Multimedia und Automatisierung'.

Hatten wir das nicht schon einmal?

In der Tat: 1995 lautete das Schwerpunktthema des Workshops der FG 'Braucht Multimedia Echtzeit?'. Die seinerzeit vom Herausgeber noch etwas ironisch gestellte Frage, ob Multimedia etwa zum Wort des Jahres werden könnte, hatte sich kurz danach bewahrheitet. Die etwas zaghafte Fragestellung war nicht unbedingt ihrer Zeit voraus, sondern hat nur eine Entwicklung vorweggenommen, die heute Maßstäbe setzt.

Multimedia ist schlicht von einem Trendwort zu einem Wirtschaftsfaktor geworden, hat aber das Odium des 'wenig ernsthaften' zum Teil noch nicht abgelegt, wirkt dort aber nichtsdestoweniger richtungsweisend. Das verdeutlichen zwei Beobachtungen:

Die nächstleistungsfähigere Generation der in Home-PCs häufig eingesetzten Prozessoren wurde kürzlich damit begründet, daß mit ihrer Hilfe noch mächtigere Spiele programmiert werden könnten. Dieser Tendenz können die Entwickler technisch-wissenschaftlicher Arbeitsplatzrechner nicht nachstehen: der Marktführer bringt einen neuen Computerchip mit mehreren Prozessoren heraus, der darauf getrimmt ist, Spracherkennung und Videodaten-Verschlüsselung wirkungsvoller zu übernehmen.

Wo tangiert diese Entwicklung die Arbeit der Fachgruppe?

  1. Echtzeitprogrammierung als Basistechnik von Multimedia-Systemen.

    Bewegtbilder und Ton sind synchrone Vorgänge, die sowohl bei der Verarbeitung wie bei der Übertragung korrekt (in Echtzeit) behandelt werden müssen.

    Eine krächzende Stimme bzw. ein ruckendes Bild am Heim-PC mag bei entsprechendem Inhalt beim Betrachter immerhin noch einen abgeschwächten Aha-Effekt auslösen, ist aber unprofessionell und eher für den Hobby-Markt gedacht. Ein zusammenbrechendes TV-Bild bei einer Nachrichtensendung stört dagegen bereits Millionen von Zuschauern. Ein unzutreffende Analyse einer falsch übertragenen Bild-Aufnahme kann dann schon fatale Folgen haben. Effekte dieser Art sollten nicht durch ungeeignete Programmierung bedingt sein.

  2. Multimedia-Anwendungen

    Unabhängig davon haben natürlich Multimedia-Techniken Eingang in Produktionsprozesse gefunden. Bild/Ton-Übertragung und Verarbeitung sind Teil von Ferndiagnose und -service sowie Service-Robotik und sind damit Gegenstand von Echtzeitprogrammierung. Der Austausch von Erfahrungen hierüber läßt die Grenzen der Technik besser abschätzen.

Entsprechend strukturiert ist das Tagungsprogramm. Wegen der regen Beteiligung am Workshop konnten jeweils zwei Sitzungen zu jedem der beiden Aspekte des Schwerpunktthemas (Multimedia-Aspekte in der Automatisierung, Echtzeitaspekte in Multimedia-Anwendungen) zusammengestellt werden, mit unterschiedliche Akzentuierungen. Die Robotik nimmt dabei eine Sonderrolle ein und wird in einer eigenen Sitzung behandelt. Traditionelle Themen (Ausbildung, Aktuelle Anwendungen) sind aber, wie immer, nicht zu kurz gekommen.

Erstmals bestand in diesem Jahr die Möglichkeit, Vorträge durch Exponate zu veranschaulichen. Bis Drucklegung gab es rege Anmeldungen, hauptsächlich aus dem Bereich der Robotik. Ich gehe davon aus, daß die Mühe, die sich die Referenten damit gemacht haben, durch den intensiveren Erfahrungsaustausch gelohnt haben.

Bei den Firmen Siemens, ATM, ATR, GPP und Werum bedanke ich mich für die Unterstützung des Workshops. Daß der Springer-Verlag uns weiterhin 'die Stange hält', möchte ich anerkennend erwähnen.

Ich wünsche den Tagungsteilnehmern profunde Vorträge und wertvolle Diskussionen.

Peter Holleczek

Erlangen, September 1999



Inhaltsverzeichnis

J. Kaiser, M. A. Livani, T. Strzeletz: Rocon Eine Systemumgebung zur Steuerung und 3D-Visualisierung frei kombinierbarer aktorischer Roboterbausteine mit sensorischer Rückkopplung

K.-P. Hermes, R. Kröger, M. Wack, P. Stammerjohann: Ein generisches System für das Beobachten und Bedienen von SPS-Anwendungen auf der Basis von Web-Technologie

P. F. Elzer, R. Behnke, B. Bousoffara: Multi.Media und VR-Techniken für Wartung und Training an technischen Systemen

R. Müller: Echtzeitprogrammierung in der Automatisierungstechnik-Ausbildung an der HTWK Leipzig

W. A. Halang, B. Heulmanns, J. Döring: Ein netz- und multimediagestütztes Fernpraktikum

D. Thißen, S. Gebhard, B. Scherff: TELING ein Werkzeug zur teilautomatisierten Erstellung von multimedialen Lernmodulen für Ingenieure

H. Streich, R. Worst: GMD-Snake2 - Eine Roboterschlange mit verteilter Steuerung

A. Albert, W. Gerth, J. Hofschulte, O. Schermer: Echtzeitsystem für einen zweibeinigen Roboter

K. Mangold: BOMS Erfahrungsbericht über die Implementierung eines Back-Ofen-Monitoring-Systems

E. Haese, B. Scherff: Statistik in der Automatisierungstechnik ein neuer Ansatz zur Qualitätssicherung

W. Doll, W. Schulze: Tampon-Druckmaschine mit IEC1131 Regelung in Echtzeit mit standardisierten Werkzeugen

U. Ramacher, Raab, W. Kabatzke: Prototyp eines Bildrechners für Echtzeitbildverarbeitung in Industrie- und Medientechnik

F. Dressler, U. Hilgers, S. Nägele-Jackson, K. Liebl, P. Holleczek: Untersuchung von Dienstqualitäten bei echtzeitorientierten multimedialen Datenübertragungen

H. Hofmann: ATM Ein Weg zur Integration von Rundfunkanwendungen in einem Netz